20. Internationales Acappella-Festival Hannover: Voces 8
Es ist fast drei Jahre her, dass beim internationalen Acappella-Festival das Abschlußkonzert stattfand.
Nach dem Festival ist vor dem Festival, und so wurde gleich angefangen, das nächste Festival (zwanzigjähriges Jubiläum!) vorzubereiten - Künstler wurden ausgewählt, verpflichtet, Auftrittsorte gesucht und gemietet - nur um dann im März 2020 festzustellen, dass man aufgrund von Corona kein Festival wird durchführen können. Doof.
Macht nichts, dachten die Veranstalter von Lauschkultur Hannover und fassten dann den Herbst 2020 als nächsten Termin ins Auge, um das Festival stattfinden zu lassen. Die Künstler signalisierten auch dass sie mitgehen würden, also wurde ein neues Festival geplant.
Wir alle wissen es: Auch im Herbst sah es nicht gut aus, alle größeren Veranstaltungen mussten abgesagt werden. So auch die Herbstausgabe des Festivals - und auch das dann noch einmal neu geplante Acappella-Festival Hannover 2021.
Doch die Aktiven von Lauschkultur liessen sich nicht unterkriegen. Für 2022 wurde wieder ein Festival organisiert. Eine der Gruppen, die für 2020 geplant war hatte sich inzwischen aufgelöst (Fork), aber es konnte Ersatz gefunden werden und auch die angefragten Gruppen waren begierig wieder Konzerte geben zu können - und so kommt es nun, dass Roger Cericius am 23.04.2022 endlich wieder ein internationales Acappella-Festival Hannover eröffnen konnte. Die Marktkirche mitten in Hannover ist ausverkauft, alle Zuhörer tragen Maske weil das die Markuskirche gerne möchte - und wir können endlich das Jubiläum feiern auf das wir zwei Jahre warten mussten.
Das Festival eröffnen darf das Ensemble Voces 8. Die Sängerinnen und Sänger kommen aus England und haben sich der Kombination aus alter mit moderner Musik verschrieben. Es gibt das Ensemble schon seit über 15 Jahren und sie haben sich mit ihren Programmen einen guten Ruf erarbeitet.
Heute abend beginnen sie ihr Konzert damit, dass sie im Rücken der Zuhörer beginnen - am Eingang zur Kirche. Man konnte also einfach dem Gesang lauschen, ihn geniessen und sich auf das Erlebnis einlassen. Ein paar Zuhörer haben sich natürlich umgeschaut, aber ich fand es schöner, einfach nur den Klang wirken zu lassen, wie er aus den Ecken der Kirche herausschallte.
Mit dem zweiten Stück kommen sie dann langsam nach vorne, um sich dann auch den Zuhörern zu präsentieren. Ab jetzt sagen sie dann auch die weiteren Stücke immer an, jeweils ein anderer Sänger darf das nächste Set ansagen. Voces 8 schafft es dabei, immer zwei Stücke zusammen zu singen, die einen gemeinsamen Nenner hatten - ob es jetzt die Thematik "Ave Maria" aus zwei verschiedenen Zeitepochen ist oder zwei Stücke, die zwar modern aber von unterschiedlichen Einflüssen geprägt sind (einmal Ideen von Arvo Pärt aufgenommen und einmal ein Lied von Rachmaninow); sie haben in der Moderation kurz erklärt was für Stücke sie nun singen, worauf man achten könnte, gepaart mit der Bitte das Set nicht durch Klatschen zu unterbrechen. Letzteres wurde auch vom Publikum akzeptiert, nachdem man gemerkt hat wie sehr es dem Set hilft, wenn zwischen den Stücken nicht geklatscht wurde.
Die Marktkirche hatte darum gebeten, dass es in dem Konzert keine Pause gibt - damit die Zuhörer sich nicht so stark über den Weg laufen und sich potentiell anstecken. Das funktioniert recht gut, die Sänger brauchen zwischendurch keine Pause und durch die Sets gibt es immer wieder kurze Pausen in denen man seine Ohren entspannen kann. Es macht Spass, sich mit der Musik auseinanderzusetzen und die (kurze) Stille beim Nachklang der Lieder zu erleben - bevor der Erste am Ende des Sets klatscht.
Als das Konzert sich dem Ende zuneigt, zeigen Voces 8, dass sie nicht nur klassische Musik beherrschen sondern auch Jazz- und Popsongs singen können. Bei den Jazz-Liedern klappt das noch recht gut, aber gerade bei den Pop-Songs merkt man ihnen die klassischen Stimmen deutlich an - ihnen fehlt die Schrägheit oder der freche Klang der Stimme, den man für Popsongs braucht. Die Lieder sind alle fehlerfrei vorgetragen - wie auch bei den klassischen Stücken ist die Intonation erstklassig, die Harmonie zwischen den Sängern vorhanden und sie liefern einen guten gemeinsamen Klang ab - aber die Stimmen klingen für die Popsons zu brav.
Aber das macht den sonst positiven Eindruck nicht kaputt. Es ist zwar gut zu wissen dass sie ein großes Repertoire haben - aber ihr Fokus lag und liegt auf den klassischen Stücken und da sind sie hervorragend.
Ich fand das Konzert klasse - es hat drei Jahre gedauert bis wir wieder ein Konzert geniessen durften, aber die Warterei hat sich gelohnt. Morgen geht es einmal mit Jazzation aus Ungarn weiter - sowie dem Singtreff, der jeden Nachmittag stattfindet.
Wer übrigens neugierig wurde noch dabei sein möchte: Für das Abschlußkonzert am 01.05.2022 im Kuppelsaal gibt es noch Karten...